Alle drei Methoden haben einige Nachteile.
Die Grenzgrößenbestimmung ist zunächst relativ zeitaufwändig und es
werden Karten benötigt, auf denen in verschiedenen Himmelsregionen für die unterschiedlichen Jahreszeiten die
exakten Helligkeiten (Magnituden) unterschiedlich heller Sterne verzeichnet sind. Der Hauptnachteil allerdings liegt
in der
höchst subjektiven Wahrnehmung des Beobachters! Es hat sich gezeigt, dass zwischen
Beobachtern in einer Nacht am selben Standort die ermittelte Grenzgröße um mehr als eine Größenklasse abweichen kann.
Verschiedene Faktoren wie die Sehleistung, leichte Fehlsichtigkeit und individuelle Erfahrung scheinen hier in der
Summe einen großen Einfluss zu haben. So können nur Ergebnisse eines Beobachters an verschiedenen Standorten sinnvoll
untereinander verglichen werden, Vergleichswerte zwischen verschiedenen Beobachtern sind nicht aussagekräftig.
Die Bortle-Skala ist etwas gutmütiger hinsichtlich der oben genannten Nachteile, da die
Wahrnehmung großflächiger Strukturen wenigstens in Bezug auf leichte Fehlsichtigkeit des Auges unerheblich ist, auch
kann sie ohne Kartenmaterial und großem Zeitaufwand realisiert werden. Prinzipiell gilt aber auch hier, dass es sich
um ein subjektives Verfahren handelt. Viele Beobachter kritisieren zudem, dass die Skala zu grob für eine sinnvolle
Beurteilung der Himmelsqualität sei - eine deutlich verfeinerte und um einige Testobjekte erweiterte Skala wäre
deswegen wünschenswert.
Das SQM ist das einzige Messgerät zur Bestimmung
der Himmelsqualität und liefert objektive Werte. Etwas nachteilig erscheint zwar der Anschaffungspreis, denn über
100 Euro muss man für ein Gerät investieren, mit dem man nichts beobachten, sondern lediglich die Himmelsqualität überprüfen
kann. Für den ambitionierten Beobachter und auch Vereine kann sich die Anschaffung aber durchaus lohnen.
Die Aussagekraft und Vergleichbarkeit der gemessenen Werte wird leider von der
Himmelsposition der Milchstraße stark beeinflusst - zumindest an guten
Standorten. Befindet sich die Milchstraße im Messkegel des Sensors des SQM, so sind die abgelesenen Werte bis zu
0,3 mag/"2 zu niedrig. Es gibt mittlerweile von aktiven Beobachtern erstellte Tabellen, wo nach Sternzeit und
geografischer Länge Korrekturwerte ermittelt werden können. Allerdings kann man diese Umrechnungsmethode nicht pauschal anwenden,
denn sie ist nur für gute bis sehr gute Standorte geeignet, wo die Milchstraße auch in ihren
schwächsten Details sichtbar / fotografierbar ist. In der Nähe großer Städte / Ballungsgebiete wird das Sternenband unserer
Galaxis meist vollkommen überstrahlt - deren Einfluss auf die SQM- Messergebnisse ist dort logischerweise gleich null.
Bei etwas besserem Himmel - wo zumindest die hellen Sternwolken in den Sternbildern Schwan und Schild bereits sichtbar werden -
ist der Einfluss klein, aber bereits messbar (ca. 0,05 - 0,15 mag). Tiefdunkler Himmel (Bortle 1 + 2) bewirkt dann die SQM- Maximalabweichung
von bis zu 0,4 mag (und ggfs. noch einige Hundertstel mehr), wenn die Sommermilchstraße im Zenit steht.
Lösen kann man dieses Problem durch Messungen am vormitternächtlichen Frühlingshimmel, wo zumindest in unseren
Breiten die Milchstraße komplett außerhalb des ca. 100° großen Messkegels steht. Oder teilweise durch Einsatz des
SQM-L, hier verringert eine eingebaute Linse den Messkegel deutlich, so dass
man Gebiete außerhalb des Messstraßenbandes separat messen kann. Allerdings funktioniert dies im Spätsommer und Herbst
auf Grund der enormen Breite des Milchstraßenbandes (siehe Bild ganz rechts oben auf dieser Seite!) faktisch
auch nicht.
Außerdem beeinträchtigt an sehr guten Standorten der auf- oder untergehende
Zodiakallichtkegel erheblich die Messungen, im SQM bis zu ca. o,2 mag, selbst
im SQM-L messbar mehrere Hundertstel (auch die Lage des Zodiakallichtbandes und des Gegenscheins haben vermutlich einen
messbaren Einfluss im SQM-L).
Ausführliche Informationen dazu - basierend auf den
automatischen SQM-LE-Dauermessungen
unserer neuen
ELSTERLAND-STERNWARTE in Jeßnigk - findet man
→
auf dieser Seite.
Weiterhin hat sich gezeigt, dass einige SQM wohl nicht optimal geeicht sind, Vergleichsmessungen mehrerer SQM
auf dem HTT 2009 zeigten
erhebliche Differenzen der Instrumente untereinander, insbes. beim SQM-L, mehr dazu
→
hier.
Eine Ergänzung von SQM- Messwerten - mit anderen Methoden der Himmelsqualitätsbeurteilung - und insbesondere
auch mit fotografischen Himmels- panoramaaufnahmen scheint bei der Bewertung eines Standortes sinnvoll zu sein.