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Das Wachstum von 17P/Holmes ist geradezu dramatisch.
Innerhalb nur einer Woche verdoppelt er seine Ausdehnung!
Der Kometenkopf misst mittlerweile über 3 Mio km Durchmesser, Holmes ist damit vom Volumen her das
größte Objekt unseres Sonnensystems!
Und er wächst weiter, immer noch strömt Materie vom hellen, sternförmigen Kern in die innere Koma.
Nachfolgend zunächst ein Blick in die Anfangszeit dieses Prozesses, Bilder vom 27.-29. Oktober, die
mit völlig verschiedener Aufnahmetechnik (!) gewonnen wurden und zu übereinstimmenden Resultaten führten:
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Bilder + Berichte befreundeter Beobachter
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Zeichnungen (oben) und Beobachtungsberichte von Uwe Pilz:
27. Okt. 2007 , 22:20 UT:
"Guten Abend,
in Leipzig ist es klar und ich habe mir eben 17P angesehen. Ein sehr unwirkliches etwas! 2mag6 hell,
6' Durchmesser, am Rand liegende zentrale Kondensation von 2' Durchmesser.
Man sieht förmlich, wie das Gas
an einer Stelle aus dem Kometen geblasen wurde."
[vergl. dazu mein fast gleichzeitig aufgenommenes Bild rechts oben!]
29. Okt. 2007 , 9:43 Uhr:
"Gestern Abend war schönes klares Wetter und ich sah zahlreiche Details an unserem Kometen:
- die 8' große äußere Koma enthält zahlreiche dunklere Gebiete: kreisförmig, nierenförmig. Vor allem im Süden und
Westen. Diese äußere Koma ist im Südwesten scharf begrenzt, im Nordosten aber ausgefranst, langsam dunkler
werdend
- Die helle innere Koma ist scharf abgegrenzt gegen die dunkle äußere. Sie enthält dort, wo die zentrale
Kondensation ist, eine dunkle Stelle (von der Helligkeit der äußeren Koma).
- Die zentrale Kondensation ist nicht zentral, sondern südlich versetzt. Sie bildet dort das Ende des hellen
inneren Koma. Höhere Vergrößerung offenbart keine weiteren Einzelheiten.
- Am Rand des Kometen, im Osten, steht ein Stern."
Zeichnungen von Daniel Restemeier, in der hohen Qualität,
die wir von ihm gewohnt sind:
die wohl erste gezeichnete
Holmes-Animation (aus Beobachtungen zweier aufeinanderfolgender Tage), mehr
dazu im > Astrotreff
und natürlich auf Daniels Website:
www.astro-visuell.de
Ein Holmes von Andreas Schnabel, erstellt mit nur 70mm Öffnung.
Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Andreas für die sofortige und umfassende Info unseres Teams beim
Helligkeitsausbruch des 17P.
Morphologieveränderungen -
visuell beobachtet von Uwe Pilz in Leipzig:
"Oben links ein Bild vom 28. Oktober, bei 96x an meinem 32cm Dob gezeichnet.
Deutlich sichtbare Details:
- 2 hart voneineinander abgestetzte Komahüllen
- Prominenter Pseudo-Nukleus
- Dreiecksförmige Fehlstelle der inneren, hellen
Koma (durch Gasauswurf bevorzugt in eine
Richtung)
- Ausgefranster Südteil (beginnender Schweif)
- ein schwacher Stern eingebettet
- Durchmesser 8 '
Die schwache äußere Koma habe ich erst zwei Tage später unter besseren Bedingungen (Mond) gesehen,
sie ist gestrichelt angedeutet (20`Durchmesser).
Den Hauptteil des Bildes nimmt meine Beobachtung vom 20. November mit dem 10x50 Fernglas ein:
- riesengroß, fast ein Grad lang
- breiter fächerförmiger Schweifansatz
- innerer Teil der Koma: weniger kontrastreich und
tropfenförmig
- Links neben dem Kometen: Mirfak."
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Die Aufnahmeserien oben entstanden aus Videos im SuperNightshot-Modus, es wurden jeweils über 5.000 Einzelbilder
gemittelt. Diese - wie auch alle nachfolgenden Bilder - sind anschließend nicht geschärft worden,
sondern nur mit großflächiger
Unscharfmaske (30 Pixel) bearbeitet, um Artefakte völlig ausschließén zu können.
Jeder Sternfreund kennt den Orionnebel. Dessen Aufnahme, unmmittelbar nach Holmes in der gleichen Nacht gewonnen,
wurde in eine Vorlage mit dem Kometenbild eingefügt und dann mit diesem gemeinsam bearbeitet,
wobei lediglich die Farbsättigung im Fitswork 200% angehoben, aber sonst farblich nicht verändert wurde!
Jeder kann sich mit einem Klick ins Bild die Großversion dieser Gegenüberstellung anschauen und gfs. mit den
Monitoreinstellungen die Farbe solange verändern, bis er den M42 für optimal hält und so eine relativ reale
Farbdarstellung des Kometen bekommen:
Bei extremer Farb- und Kontrastbearbeitung zeigt 17P/Holmes dann dieses Aussehen:
Um mehr über die im Kometenkopf ablaufenden Prozesse zu erfahren, habe ich den auf diesem Fachgebiet
tätigen Prof. Dr. Dirk Möhlmann vom
DLR Institut für Planetenforschung gebeten, die
Holmes-Aufnahmen aus wissenschaftlicher Sicht zu interpretieren, nachfolgend sein Statement:
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Sehr geehrter Herr Hofner,
...Zu Ihren Bildern:
Ich gratuliere Ihnen zu dieser guten Qualität. “Hängen” Sie sie doch mit in die international offenen Gallerien.
Die physikalische Grundsituation ist, dass sich das frei gesetzte Gas wegen der kleinen freien Weglänge schnell
thermalisiert (= isotropisiert) kugelförmig um den Kern verteilt, auch wenn es sich nur um eine lokale Quelle
handelt.
Der Staub kann sich in “Jets”, anfangs von Gas mitgenommen, gerichtet verteilen, weiter aussen, wenn
das Gas keine Rolle mehr spielt, kommt es dann zur Bildung des Staubschweifes infolge der konkurrierenden
Wirkungen von Lichtdruck und solarer Gravitation. Unterschiedliche Strukturen in der Koma weisen oft auf
unterschiedliche Quellen hin, die zu unterschiedlichen Zeiten aktiv waren.
All das finden Sie detaillierter in meinen beiden Kometenbüchern (Akademie-Verlag sowie C.H. Beck´sche
Verlagsanstalt, beide vergriffen aber vielleicht gebraucht bei ebay oder in geeigneten Bibliotheken erhältlich).
Ich sende diese Email an meinen Kollegen, Dr. Kührt, ebenfalls, wie ich, am DLR Institut für Planetenforschung in Berlin tätig.
In seiner Abteilung könnte evtl. Interesse an Ihren Bildfolgen bestehen.
Mit freundlichen Grüßen,
D. Möhlmann
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Komet Holmes am 4./5. Nov.
So langsam bekommt er ein kometentypisches Erscheinungs- bild:
die zentrale Kondensations- wolke sieht zusehends tropfen- förmiger aus, immer mehr Materie wird vom Sonnenwind
herausgeblasen, auch wenn der Schweif auf Grund der recht großen Entfernung zum Zentral- gestirn leider sehr zart,
ja fast unscheinbar ist und bleiben wird...
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Die Entwicklung vom 10. bis 21. November
Da Holmes' Größe unaufhörlich weiter wächst, bin ich nun auf mein kleinstes Fernrohr um gestiegen:
die Aufnahmen erfolgen jetzt mit dem "halben Telementor", sprich dem Carl Zeiss JENA 63/420mm.
Hatte der Komet bislang bei seiner Expansion vor allem an Flächenhelligkeit eingebüßt (bei fast gleich gebliebener
Gesamt-Helligkeit, die in der ersten Monatsdekade von allen Beobachtern immer noch auf 2,3... 2,8mag geschätzt
wurde), erschien er nach einer Schlechtetterperiode am 21. November nun insgesamt merklich schwächer geworden
zu sein (ca. 3,5 mag Gesamthelligkeit)
Seine weitere Entwicklung bleibt ungewiss - 1892 hatte er nach 2,5 Monaten einen
erneuten Helligkeitsanstieg, wiederholt sich vielleicht auch diese Geschichte?? ...
...im Nachhinein musssten wir feststellen: leider nein...
Die Aufnahmen vom 10. + 21. Nov. überlappen sich und sind unten zu einem Bild zusammen gefügt, so dass
die Bewegung des Kometen durch Melotte 20 (Alpha-Per-Sternhaufen) sowie seine Größen-
und Helligkeits- Veränderung deutlich wird.
Am 21.11. störte der schon sehr helle Mond, bei doppelter Belichtungszeitzeit* ist zwar nicht
die Intensität der (punktförmigen) Sterne, wohl aber die
Flächenhelligkeit der beiden Kometenbilder vergleichbar, da das linke Bild bei der Bearbeitung entsprechend
abgedunkelt wurde.
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* Ich wollte zunächst den Schweifansatz
abbilden, der andeutungsweise auch erkennbar ist; eine weitere Aufnahmeserie mit gleichen Belichtungs-Parametern
wie am 10. November (rechtes Bild) verhinderte dann jedoch aufziehende Bewölkung.
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